Mittwoch, 13. Mai 2020

Infrarot Fotografie mit Nikon D850, D7200 und Z7

Es gibt ein Buch von den "Science Busters" mit dem Titel: "Wer nichts weiß, muss alles glauben".
Ich habe geglaubt, dass mit den neuen Nikon-Modellen Infrarot-Fotografie nicht möglich sei, wegen des starken IR-Sperrfilters.

Dass ich diese Annahme revidieren konnte, liegt auch an der Fotoausstellung "La Gacilly-Baden", die nun zum dritten Mal stattfindet: http://festival-lagacilly-baden.photo

Die niederösterreichischen Berufsfotografen haben dabei am Josefsplatz einen eigenen Ausstellungsbereich. Für dieses Jahr wurde das Thema "Grenzen" gestellt, mit der technischen Anforderung, dass die Bilder mit der Infrarot-Technik aufzunehmen sind. Mit Infrarot-Fotografie habe ich mich schon in den analogen Zeiten beschäftigt, mit der Nikon D100 wurde es dann auch digital recht leicht, Schwarzweiß-Infrarot-Bilder herzustellen. Mit der Canon 5D habe ich auch noch Infrarot-Bilder gemacht, dann ist bei mir das Thema irgendwie eingeschlafen.


Nikon D100, Hoya R72, Kirche und Friedhof von Thingvellir, Island
Zu meiner Überraschung sind sowohl die Nikon D7200 sowie die D850, aber auch die Z7 gut für die Schwarzweiß-Infrarot-Fotografie zu verwenden. Natürlich wäre eine teuer auf IR-Fotografie umgebaute Kamera leichter zu handhaben, aber da ich es gewohnt bin, mit Stativ zu arbeiten, geht es auch so. Man braucht einen IR-Filter wie den Hoya R72 und ein Objektiv, das keinen Hotspot erzeugt.

Getestet habe ich die D7200 mit dem 16-80 mm f2,8-4 Af-S VR Zoom und dem Tokina SD 11-16 mm f2,8 DX II.
Die D850 habe ich mit dem 20 mm AF-S f1,8, dem 35 mm AF-S f1,8, dem 35 mm f2,0 Ai-s, dem 50 mm f1,4 Ai-s und dem 100 mm f2,8 Ai-s (E Serie) getestet.
An der Z7 wurde für einen ersten Test das 24-70 mm f4 Zoom und das Laowa 15 mm f2,0 verwendet.

Zu meiner weiteren Überraschung waren alle Objektive, außer dem 50 mm f1,4 Ai-s, durchgehend ohne Hotspot. Getestet habe ich meist den Bereich von f2,8 - f8.
Meine Verwendung der manuellen Nikon-Objektive liegt an einer Eigenheit der Infrarot-Fotografie. Denn "normales" Unendlich ist nicht gleich Unendlich bei IR, deswegen haben die alten Nikon-Objektive auch einen IR-Index auf der Entfernungsskala.
In der Praxis dreht man also ein wenig von Unendlich Richtung 1m, also bei Nikon-Objektiven einen Tack nach links.


Soviel zur "Old school" Technik. Es geht aber auch viel komfortabler. Denn mit der Z7 bekommt man trotz angesetztem R72 Filter ein Live-View-Bild, welches zwar stark verrauscht ist, aber trotzdem ausreichend gut ist, um zumindest mit den AF-S f1,8 Objektiven (20 mm, 35mm, 50mm, 85mm) per Autofokus scharfzustellen! Allerdings ist dies nur bei hellen, kontrastreichen, von der Sonne beschienenen Motiven halbwegs verlässlich möglich. Eine Nachkontrolle des Bildes bei 100% ist hier auf jeden Fall eine gute Idee.
Weiters stellen wir noch die Picture Control auf "Monochrom" und im Untermenü auf Orange- oder Rotfilter und voilà, wir haben auch eine ziemlich gute Vorschau auf das IR-Schwarzweiß-Bild.  
Lichtschwache Objektive werden natürlich viel eher beim Autofokus Probleme bekommen.

Die Belichtungszeiten waren bei der D7200 und der D850 ähnlich, die Z7 hatte eine etwas längere Belichtungszeit (10s zu 15s), also eine halbe Blende +.

Nikon D850, ISO 200, Hoya Filter R72, Stativ, Nikon Ai-s 35 mm f2,0 @ 10sec f8
Nikon Z7, ISO 200, Hoya Filter R72, Stativ, Nikon AF-S 20 mm f1,8 @ 8sec f5,6
Nikon Z7, ISO 200, Hoya Filter R72, Stativ, Nikon AF-S 20 mm f1,8 @ 13sec f5,6


Montag, 11. Mai 2020

Nachtfotografie mit Weitwinkel Laowa 15mm, Nikon 14-24 mm f2,8 AF-s und Nikon 14-30 mm f4 S


Rand rechts, 14-24 mm f2,8 @ f4, manuell scharfgestellt mit 100% Liveview
Ecke oben rechts, 14-24 mm f2,8 @ f4, manuell scharfgestellt mit 100% Liveview
Scharfstellen mit Af auf Laterne in der Bildmitte war nicht ganz optimal, mit manueller Scharfstellung über Liveview an der D850 gelang es mir besser.


Bildmitte, Nikon 14-30 mm f4 @f4, mit AF scharfgestellt

Rand rechts, Nikon 14-30 mm f4 @f4, mit AF scharfgestellt
Ecke oben rechts, Nikon 14-30 mm f4 @f4, mit AF scharfgestellt
Mit dem 14-30 mm f4 S objektiv an der Z7 hat der AF gute Ergebnisse geliefert. Ohne einem hellen Objekt wird es aber schwierig dieses Objektiv richtig auf Unendlich scharfzustellen, da es keine Entferungsskala besitzt.

Abschließend das Laowa 15mm f2,0: 
Jeweils das Erste Bild zeigt die optimale Schärfe, das Zweite ist nur einen Hauch anders eingestellt gewesen!
Die stark ausgeprägten Sterne erinnern mich an die Filter von Cokin, die ich in der analogen Ära verwendet habe. Ich kenne kein anderes Objektiv, das bei f4 schon einen solchen Sterneffekt hat.
Bildmitte, Laowa 15 mm f2,0 @f4

Bildmitte, Laowa 15 mm f2,0 @f4

Rand rechts, Laowa 15 mm f2,0 @f4

Rand rechts, Laowa 15 mm f2,0 @f4
Ecke rechts oben, Laowa 15 mm f2,0 @f4
Mein Fazit: Gute Nachtaufnahmen kann man mit allen drei Objektiven machen, aber das 14-30 f4 S für die Nikon Z Serie ist dabei am gutmütigsten, wegen der geringeren Bildfeldkrümmung. 
Aber es lässt sich nicht vorab manuell auf Unendlich einstellen!
Alle drei Objektive sind jetzt keine perfekten Linsen um Astrofotografie zu betreiben (gibt es die überhaupt im 15 mm Bereich?) und man muss sich vorab mit dem Problem der exakten Scharfstellung befassen.