Montag, 30. September 2013

Mittelwege sind meist Irrwege

Wenn ich so auf meine fotografische Laufbahn zurückblicke, dann bin ich eigentlich viel zu oft den "Mittelweg" gegangen. Kleinbild statt Mittelformat, oder in der digitalen Ära DX Format statt FX, weil es leichter, billiger, bequemer war oder ist.
In der analogen Zeit hätte ich rückblickend besser ausschließlich mit Mittelformat fotografieren sollen und da mit der Mamiya 6 und deren drei Objektiven, da ich meist nur Landschaften fotografierte. Ich habe sehr wohl Mittelformatsysteme benutzt, aber eben in der Mehrzahl liegt der Fehler: Mamiya Press 6x9 (eine Kamera die ich mir für Reisen vom Fotoklub leihen konnte), Zenza Bronica 6x6, Mamiya 4,5x6 und dann Mamiya 7 in Kombination mit einer analogen Nikon Ausrüstung für meine Pressearbeit. Kleinbild für Reportagen, das hat schon gepasst, aber alles andere wäre mit der Mamiya 6 in bester Qualität und mit wenig Gewicht zu realisieren gewesen, aber ich habe immer gern experimentiert, Filter verwendet und zuviel Pfennigfuchserei betrieben, Mittelformat Filme waren teuerer, aber man fotografiert mit so einem System auch konzentrierter und damit effizienter.
Mittelwege
Ähnlich habe ich es auch in der digitalen Welt gehalten: am Anfang war Experimentieren nötig, vieles war noch nicht ausgereift und eine Olympus E-10 mit 4 MP war schon fast eine Profikamera. Aber nach Nikon D100 kam der Einstieg ins Profisegment mit der Canon 1 D Mark II, einfach deshalb, weil Nikon damals keine gute Pressekamera hatte. Mit der Nikon D3 änderte sich das wieder und ich ging zurück zu Nikon, auch wegen der neuen Objektive wie dem 14-24 mm f2,8 oder den neuen Shiftobjektiven. Zu dem Zeitpunkt war Architekturfotografie mit Canons Objektiven eine Qual und das Bedienkonzept der Nikon war ich einfach besser gewöhnt. Da Gabi ja auch sehr gerne und gut fotografiert war immer auch die Frage, wie wir unsere Ausrüstung teilen. Das führte so weit, das sie in Namibia mit einem Olympus four thirds System arbeitete, da hier vor allem Telebrennweiten bis 600 mm billig zu realisieren waren. Ich fotografierte mit der D3 und einem Sigma 120-300 f2,8+Telekonverter 1,4x und 2,0x. Mit dem Ergebnis, das bei 600 mm meine Bilder auch nicht schärfer waren als die von ihrer 400.-€ Olympus Zoomlinse. Da war ich nur mäßig erfreut.
Aus Gründen der "Experimentierfreudigkeit" meinerseits, meiner Meinung, das wir zumindest eine leichte DX Ausrüstung für Bergwanderungen brauchen und auch Gabis Meinung, das ihr die D3 zu schwer sei, blieb DX und FX lange nebeneinander bestehen. Erst auf unserer 10-wöchigen Island Reise mit viel Wanderungen, auch 25 km an einem Tag und unterschiedlichen Gehäusen wie der D7000 und der D3/D3x hatte ich irgendwann die Erkenntnis, das das eigentlich Blödsinn ist, so viel Ausrüstung zu verwenden, denn das Wechseln von Gehäusen mit unterschiedlicher Bedienung ist lästig, genauso wie Fremdobjektive nerven, deren Zoom oder Scharfstellungsring in die andere Richtung als die der Nikon Objektive drehen.
Bei der letzten Reise nach Südtirol habe ich Gabi die D3 gegeben, samt 16-35 AF-s Vr f4, dem 50 mm f1,8 D und dem 90 mm Makro von Tamron. Und siehe da, Gabi ist begeistert, denn endlich hat sie eine Kamera, deren Sucher brillant und hell ist. Da schmerzen ein paar Gramm mehr auch nicht mehr so sehr. Und seit wir auf die kompaktere D800 umgestiegen sind, ist unsere Ausrüstung noch leichter geworden.
Wie ich oben in der Grafik (Freeware Xmind) angedeutet habe kann man das auch für andere Dinge durchspielen: Kauf die das super MTB das du willst, auf der anderen Seite tut es ein billiges Fahrrad aus dem Kaufhaus für Einkaufsfahrten, dazwischen noch ein Trekkingbike, ein Rennrad, das macht eigentlich kaum Sinn. Okay, das Rennrad hätte schon seine Berechtigung, aber seit ich einen Satz zweiter Felgen für mein MTB mit Sliks habe, rühre ich mein Rennrad nicht mehr an, mir ist das Fahrgefühl mit dem robusteren MTB Rahmen lieber. Zuviel verschiedene Technik/Ausrüstung kann schnell nervig werden. Jedes Teil wird anders bedient, gehört gewartet, kostet natürlich Geld. 

Aber ich muß eingestehen, auch das Gegenteil kann sinnvoll sein, also doch ein Mittelweg, ein Gerät für alles:  Ein großes Smartphone statt kleinem Smartphone und Tablet hat sich bei mir durchgesetzt. Eigentlich geht es um "Weniger ist mehr", um die Kunst nur die Geräte anzuschaffen, die man wirklich braucht.