Montag, 30. September 2013

Foto „Wahrheiten“ und andere „Lügen“

Wenn man sich die schier unerschöpflichen Möglichkeiten der Bildbearbeitung am Computer vor Augen führt, mag der Eindruck entstehen, dass im Zuge der digitalen Revolution alles nur mehr auf Manipulation hinausläuft. So wie der Mensch versucht über Eingriff in die Natur diese seinem Geschmack anzupassen, ja sogar sich selbst oder seine Nachkommen vielleicht einmal durch Gentechnik nach seinen Wünschen zu gestalten, so scheint auch die Fotografie immer mehr zum perfektionierten Bild hinzusteuern.
Doch wo ist ein Bild durch Einfallsreichtum aufgewertet worden, und wo beginnt der Bereich der Veränderung, der Täuschung des Betrachters ? Was ist schlimmer, das Luchsbild aus dem Freigehege im bayrischen Wald als in freier Wildbahn aufgenommen zu titulieren, oder es richtig zu beschriften als „captive“, aber zb. im Hintergrund einen störenden Ast wegzuretuschieren ?
Ich glaube, dass wie die Fotografie einst die Malerei von Ihren strengen Konventionen befreit hat und so den Weg für die ganze Breite der Abstraktion öffnete, könnte die digitale Fotografie diesen Zwang des dokumentarischen Inhalts, den Irrglauben an das echte und wahre Foto endlich aufheben und bewusst machen, dass nicht die Manipulation des Fotos die verwerfliche Sache ist, sondern das Anschein Erwecken von Dokumentation, von Wahrheit in einem Foto. Die Medienlandschaft ist heute oft eine einzige große Illusions- und Manipulationsmaschine, vom Naturfilm bis hin zur Kriegsberichterstattung, immer sehen wir nur einen Ausschnitt, eine subjektive Auswahl aus den mannigfaltigen Geschehnissen um uns herum und praktisch immer wird etwas geschönt, dramatisiert, verzerrt wiedergegeben. Ich meine, dass es an der Zeit ist, mit dem Anspruch der Dokumentation, der Wahrheit in einem Bild, aufzuhören. Wenn dann ist einzig und allein die Ehrlichkeit des Fotografen gefordert ! Meine Bilder sind Interpretationen, Versuche über künstlerische Techniken, die Schönheit, die Faszination der Natur darzustellen, ob mit dem Mittel der Kamera oder dem Malkasten bleibt aber schlussendlich eine Frage der persönlichen Vorlieben.
Koala
In diesem Bild war im unteren Teil des Felles ein störender Ast zu sehen, den ich in Photoshop wegretuschiert habe, was man an dem unnatürlich wiederkehrenden Muster auch erkennen kann.