Da
ich meiner Nachbarin bei einem Notebookkauf helfen wollte bin ich
gleich weitergesurft um zu sehen, ob es nicht doch brauchbare
Notebooks gibt, die den Anforderungen eines Profifotografen genügen.
Ich weiß schon, die Apple Fans werden gleich wieder sagen, kauf die
ein Mac Book Pro Retina oder Mac Book Air und alles ist gut. Erstens habe
ich keine Lust auf ein anderes System, auch wenn mir die
Möglichkeiten von Bootcamp durchaus bewusst sind. Auch sind Apple
Produkte teuer und ich lasse mein Notebook auf Reisen auch im
Mietauto, weil ich auf langen Fototouren schon so genug Ausrüstung
mitschleppe. In meinem eigenen Campingbus habe ich weniger Sorgen
bezüglich Diebstahl, da sorgt ein gut verschraubter Möbeltresor für
zusätzliche Sicherheit.
Die
wichtigste Anforderung, die ich an ein Notebook habe, ist ein guter
Bildschirm. Dieser muss mindestens den sRGB Farbraum abdecken, über
300cd/m2 Lichtleistung haben und auch beim Kontrast und Schwarzwert
gute Werte aufweisen. Und noch ein Kriterium: der Bildschirm muss
eine matte Oberfläche haben. Ich als Mann über 50
brauche keinen Schminkspiegel. Damit würden übrigens schon fast
alle Apple Notebooks aus der Auswahl herausfallen, mattes Display
gibt es nur gegen Aufpreis beim Mac Book pro.
Das
gute Bildschirme bei Notebooks absolute Mangelware sind, sieht man
sehr schnell an den Tests bei "Notebookcheck.de", die die
Bildschirme wirklich gut und genau testen. Ein schlechter Bildschirm
ist bei Büroanwendungen weniger relevant oder störend. Bei der
Auswahl und Bearbeitung von Fotos aber sehr wohl. Bei mir kommt noch
hinzu, das meine Frau und ich 2012/2013 fast nur unterwegs sind, also
ich kaum Gelegenheit haben werde zu Hause auf meinem Standcomputer zu
arbeiten. Wenn ich jetzt die Bilder ein Jahr lang nur speichere,
nicht auswähle, beschrifte und bearbeite, habe ich dann Herbst 2013
einen kaum zu bewältigenden Bilderberg. Bilder auswählen und
bearbeiten tu ich aber nicht auf einem Bildschirm der blass ist, nur
60 % von sRGB zeigt (wie die meisten Notebook Bildschirme), oder
Farbfehler hat, wie die der HP Envy Serie, der rot von Orange nicht
unterscheiden kann. Nach langer Recherche blieben ganz wenige
Angebote übrig: Von Dell der 15" Precision M4600 mit RGB LCD,
der sogar den vollen RGB Farbraum abdecken dürfte. Preis ab 1770.-€.
Leider gibt es diesen Bildschirm in anderen Notebooks nicht mehr
gegen Aufpreis, ist also die einzige Option bei Dell. HP hat ein
Notebook jenseits der 2000.-€ Marke mit ähnlichem Bildschirm.
Relativ
neu auf dem Markt ist das Asus Zenbook UX32VD Ultrabook, das mit
einem 13,3" full HD Bildschirm aufwarten kann, der sRGB abdeckt
und dank IPS Panel auch eine gute Blickwinkelstabilität hat. Mit
1,47 kg + 0,3 kg für das Netzteil angenehm leicht. Die Version mit
dem ips Panel kostet ungefähr 1100.-€. Der neue Ivy Bridge
Prozessor Intel Core i7-3517U mit bis zu 2,4 GHz ist leistungsfähig
und stromsparend, dezidierte Grafikkarte, USB3 und eine Harddisk
kombiniert mit einer kleinen SSD machen den Computer auch recht
schnell und geeignet für Bildbearbeitung. Nur die 4 GB Ram stören
mich ein wenig, mindestens 8 GB Ram wären besser.
Nach vielen Monaten in
Verwendung, auch auf unserer Südamerika Reise hier ein paar
Erfahrungen:
Eine SSD Umrüstung
bringt leider weniger, als einem die ganzen SSD “Werbeartikel”
weis machen wollen. Das konnte ich im Direktvergleich ausprobieren,
denn durch ein defektes Autoladegerät wurde mein Zenbook vor der
Abreise beschädigt. Reparatur dauerte gut 6 Wochen (neues
Mainboard). Trotzdem Danke an Asus, dass das ohne Probleme als
Garantiefall abgewickelt wurde. Aber ich musste mir schnell ein
Notebook besorgen. So habe ich jetzt zwei Zenbooks daheim, meine Frau
freute sich darüber, mein Konto weniger. Ein Zenbook wurde von mir
nach der Reise mit einer 500 GB SSD von Samsung (830 er Serie) neu
aufgesetzt, über Win 7 iso file und nur mit den wichtigen Treibern
ohne die ganze bloatware + 8 GB Ram zu den 2 GB on board mit Taktung
cl 11. Das zweite Notebook blieb wie es geliefert wurde + 8 GB Ram
Riegel, aber nur mit cl 9. Testvergleich aus der Praxis: wie lange
dauert es, ein Nikon Nef File der D800 zu öffnen (von Camera Raw in
Photoshop Cs6)? Das Ergebnis ist: Notebook mit SSD ist 0,5 sec
schneller von ca. 15 sec Gesamtzeit. Das liegt wohl einerseits daran,
dass dieses Notebook sowieso eine kleine 24 GB SSD als
“Beschleuniger” eingebaut hat. Ein anderer Grund ist aber, dass
meistens nur das Starten von Windows oder nichtssagende Benchmarks
als Vergleich herangezogen werden. Wenn das Auslesen eines 40 Mb
files der D 800 von einer Harddisk ca. 1 sec dauert, dann ist eine
auch 2-4x so schnelle SSD nicht in der Lage, viel Vorteil zu
erzielen, die Ersparnis ist eben 0,5 sec. Das Raw File in Adobe
Camera Raw berechnen und in Photoshop öffnen dauert ca. 15 sec. Der
Flaschenhals ist der Prozessor und wahrscheinlich auch das Win 7
Betriebssystem im Zusammenspiel mit der Adobe Software, aber nicht
die Festplatte.
Auf einem Apple
Powerbook mit Retina Display dauert dieser Vorgang angeblich nur ca.
5 sec. (2,7 Ghz), das kostet in dieser Ausstattung dann aber gut
2500.-€ und wiegt 2 kg, also kein fairer Vergleich. Aber es ist
auch deutlich schneller als mein Standgerät mit 6 Kern Xeon
Prozessor, der mit 3,3 Ghz taktet, deshalb die Vermutung, das CS 6
auf Apple Computer besser läuft.
Es hat halt nicht viel
Sinn, Prozesse zu optimieren, die 5 % der Arbeitszeit ausmachen, wie
Öffnen von Programmen und Hochfahren von Windows. Während die
Prozesse, die bei meiner Arbeit wirklich wichtig sind, kaum
beschleunigt werden. Also teuer Lehrgeld bezahlt und wieder einmal
bemerkt, dass das meiste im Internet blah blah ist von Leuten, die
entweder keine Ahnung haben oder halt nur das Positive schreiben
(von wegen Werbung,….). Dass der Einbau der SSD auch die Garantie
beendet, ist noch ein weiterer unangenehmer Nebeneffekt.
In dem Zusammenhang ist
es auch interessant, das das ACR update von 7.2 auf 7.3 einen
merkbaren Unterschied in der Performance gebracht hat, leider zum
Schlechteren. Bei 7.2 liefen die 4 virtuellen Kerne des Zenbooks
noch mit 100% Rechenleistung, bei 7.3 nur mehr auf 60 % und
dementsprechend sind gut 2 sec mehr Rechenzeit zu verbuchen. Und
Photoshop CS 5 mit ACR, das ja auch D800 Files lesen kann, ist
sowieso schneller (10 sec), das liegt aber wohl auch daran, das das
neue ACR in CS 6 doch einige Verbesserungen gebracht hat, wie die
bessere Lichter- und Schattenkorrektur.
Fazit: Ein sehr gutes
Notebook, das sogar einen Standcomputer ersetzen kann. Weniger
Energieverbrauch und fast geräuschloses Arbeiten sind ein weiterer
Pluspunkt.