Sonntag, 22. März 2020

Mein Eindruck vom Weitwinkelzoom 14-30 S f4 für die Nikon Z

Das 24-70 S f4 Zoomobjektiv für die Nikon Z Serie war mit ein Grund, die Z 7 zu kaufen, es ist wirklich hervorragend und das auch schon bei offener Blende. Deshalb hatte ich große Erwartungen an das 14-30 S f4 Weitwinkelzoom. Es gibt einen guten Review von Thom Hogan über dieses Objektiv und im Großen und Ganzen stimme ich mit ihm überein. Er meint, dass dieses Objektiv in vielen Bereichen gut einzusetzen ist, ihn aber doch ein wenig enttäuscht hat, eben weil die Latte durch das 24-70 recht hoch gelegt wurde.
Im Vergleich bei 24 und 30 mm hat das 14-30 deutliche Schwächen im Randbereich, da ist das 24-70 einfach schärfer. Überraschend war für mich der Vergleich mit dem legendären 14-24 AF-s f2,8, das 2008 gemeinsam mit der D3 auf den Markt kam und eigentlich jedes andere Objektiv, auch 14 mm Festbrennweiten, damals in den Schatten stellte. Dieses Objektiv, so gut es ist, wiegt fast 1 kg, kann nur mit speziellen, sehr großen Filtern samt Speziahalter verwendet werden und Gegenlicht sollte man tunlichst vermeiden. So gesehen ist das 14-30 mit 500gr ein Leichtgewicht, die 82mm Filter sind bezahlbar und im Gegenlicht ist dieses Zoom recht gutmütig. Die Sonnensterne gefallen mir allerdings am 20mm Af-s f1,8 besser.
Nun zu der Überraschung, sowohl bei 14 wie bei 24mm ist das 14-30mm Objektiv im Randbereich deutlich schärfer, auch bei f8 ändert sich daran wenig. 

Allerdings hat das 14-24 eine deutliche Bildfeldwölbung, dadurch ist der Vordergrund in den Ecken schärfer abgebildet, als der Bereich dahinter. Vereinfacht gesagt, wenn man auf eine Häuserzeile in 50m Entfernung per AF scharfstellt, dann sind die Häuser im mittleren Bereich scharf, in den Ecken liegt die Schärfe aber bei 20m. Um nun eine möglichst gleichmäßige Schärfe der Häuserzeile zu erreichen, kann man auf ein dahinterliegendes Objekt in 80m Entfernung fokussieren. Dadurch wird der mittlere Bereich zwar ein klein wenig unschärfer, der Randbereich aber deutlich besser! Diese Problematik ist mit den hochauflösenden Sensoren mit 45 MP und mehr viel deutlicher zu sehen. Hier spielt auch noch ein zweiter Fachbegriff eine wichtige Rolle, die der Beugungsunschärfe. Je kleiner die Pixel auf einem Sensor und je kleiner die Blende, desto mehr Beugungsunschärfe gibt es. Bei einem 45 MP Vollformatsensor wie der Nikon Z 7 beginnt dies theoretisch schon bei f5,6, merkbar wird es ab f8. Daher f11 ist eigentlich eine Blende, die man schon vermeiden sollte. Also mit 14 mm auf ein Objekt zu fokussieren, auf Blende 11 abzublenden und "alles wird gut" ist eine Illusion, die mit der D3 noch ganz gut geklappt hat, mit der D850 oder Z 7 aber nicht mehr geht.

Ein Vergleich mit dem 20mm AF-s f1,8 zeigt aber wenig überraschend, dass die Fixoptik besser ist. Die angekündigte 20mm S f1,8 soll noch besser sein, leider auch deutlich schwerer, aber für Sternenfotografie wahrscheinlich ein sehr gut geeignetes Objektiv. Auf Reisen würde ich eher zu einer Kombination aus 20mm, 24-70mm f4 und 70-200 f4 mit FTZ Adapter greifen. Alternativ könnte man auch 14-30, 50 und 70-200 wählen. Allerdings ist für Sterne und Polarlichtaufnahmen f4 nicht so optimal, obwohl ich solche Aufnahmen früher auch mit dem Nikon 16-35mm f4-Objektiv gemacht habe und die sind gar nicht schlecht geworden. Das 14-30 erinnert mich an das 16-35: vielseitig, gutmütig, aber halt nicht perfekt.


gesamtes Bild linke Seite bei f4


gesamtes Bild rechte Seite bei f4
Bei f8 oder f11 wird der Unterschied natürlich deutlich kleiner, aber ganz verschwindet er nicht. Nun kann es natürlich sein, dass mein 14-24 Objektiv nach mehr als 10 Jahren Einsatz zu Hause, aber auch auf vielen Reisen einige Stöße abbekommen hat. Doch ich denke, dass einfach die Anforderungen an ein Objektiv heute viel heftiger sind, denn die D3 hatte 12 MP, jetzt sind wir bei 45 MP, sodass Schwächen gnadenlos aufgezeigt werden.


Nach einem Neukauf mache ich ja immer diese Häuserreihe als Testserie und dass dies sinnvoll ist, habe bei meinem 24-70 S f4 Objektiv gesehen. Dort fiel mir im linken Bildbereich bei 24 und 35 mm ein unscharfer Fleck auf. Kommentar zu den Bildern von Thom Hogan: Asphärischer Linsenfehler, irreperabel, man kann die Linse ja nicht gut herausnehmen und nachschleifen. Objektiv zum Nikon Service über NPS Wien nach Deutschland eingeschickt, natürlich mit Belegfotos, überraschenderweise unrepariert zurückbekommen mit dem Verweis "Alles in Ordnung". Klar, wenn man mit 5 m Abstand Siemenssterne abfotografiert, wird man so einen Fehler auch nicht feststellen können. Zum Glück bin ich als Berufsfotograf im Nikon NPS Programm (Nikon professional service). Und das ist in Wien nicht nur professionell, sondern auch sehr hilfsbereit. Da wurde mir das Objektiv dann ausgetauscht und jetzt "erklären" die dem Servicecenter das Problem. Aber die Lehre daraus ist, ein noch so hochgelobtes neues, teures Objektiv kann einen Fehler haben, daher immer gleich testen, testen, testen!

Myrafälle, Nikon Z 7, 14-30 S f4 bei 14 mm, 1/4s, f11, Iso 64, Graufilter, Stativ