Donnerstag, 2. März 2017

Zwei Kameras sind besser als Eine

Die Spiegellosen Systemkameras sind auf dem Vormarsch, immer mehr Fotografen finden Gefallen an den kompakten Systemen von Fuji, Olympus/Panasonic oder auch Sony. Meist an erster Stelle wird das Gewichtsargument ins Spiel gebracht, aber was hilft eine 500 Gramm leichtere Ausrüstung, wenn einem die Bedienung der Kamera nicht liegt, der Autofokus bei schlechten Lichtverhältnissen langsam ist, oder der Akku nach 300 Aufnahmen leer ist. Auch die Unterstützung durch die Firma ist für mich sehr wichtig. Das NPS (Nikon Profi Service) funktioniert in Österreich sehr gut, ich kann mir oft neue Kameras oder Objektive zum Testen gratis ausborgen und ich bekomme auch ein Leihgerät, wenn einmal ein Gehäuse in die Reparatur muss.
Als leidenschaftlicher Fotograf mit gut 25 Jahren Berufserfahrung war und bin ich auch vom „GAS Syndrom“ gefährdet (GAS=Gear aquisition syndrome, also auf gut Deutsch man kauft mehr Ausrüstung als man braucht). Oder höflicher formuliert, ich bin als langjähriger Nikon Fotograf auch interessiert, was sich technisch bei anderen Firmen so tut. Und wenn dann ein erfolgreicher Fotograf und Freund aus Bayern von Canon auf Fuji umsteigt, dann ist das schon ein Anlass für mich, wieder einmal über den Nikon Objektivrand zu schauen.
Man vergleicht dann Brennweiten, Lichtstärken und Gewicht der Objektive, MP der Gehäuse, Handling und wieder das Gewicht. So lange man im Weitwinkel und moderaten Telebereich bleibt, kann man tatsächlich eine merkbare Gewichtsersparnis erzielen. Im Telebereich schaut es dann aber oft ein wenig anders aus.
Reynisdrangar bei Vik, Island
Man könnte argumentieren, das man durch solche Vergleiche nur Zeit verliert, die man besser fürs Fotografieren verwendet. Stimmt schon, aber oft kann man dann doch auch Nutzen aus solchen Spielereien ziehen. Bei mir war es die Erkenntnis, das 24 MP auch beruflich voll ausreichen. Wer z.B. auf Fuji umsteigt, hat erst jetzt 24 MP mit der XT-2 zur Verfügung, mehr geht nicht, bei Olympus sind es nur 20 MP und Sony bietet zwar im Vollformat bis zu 42 MP, da sind die Objektive aber genauso schwer wie bei Canon oder Nikon, das DX Format bietet auch nur 24 MP. Ich fotografierte bisher sehr viel mit der Nikon D800 mit 36 MP, der Umstieg auf dieses Gehäuse von der D3x und D3s war damals logisch, da wir eine dreimonatige Südamerikareise planten und ein leichteres Gehäuse samt kompakteren Akkus/Ladegerät + mehr Auflösung + eingebauter Blitz + bessere hohe Iso somit perfekt dafür war. Wir hätten aber auch schon damals eine D750 gekauft, wenn es sie gegeben hätte. So gut die 800 er Serie ist, sie ist eigentlich für unsere Arbeiten „zu viel des Guten“, vor allem bei Aufträgen, ob Kommunion oder Firmung, aber auch bei Bilder für Prospekte und Bildbände ist 24 MP mehr als ausreichend. Eigentlich waren schon die 12 MP von der D3s verdammt gut, ich habe Vergrößerungen von dieser Kamera bei mir daheim auf 60x100 cm vergrößert, die wirklich toll aussehen.
Daher verwende ich mittlerweile die D750 für den Großteil meiner Aufträge. Im hohen Iso Bereich ist sie außerordentlich gut, der Klappbildschirm ist hilfreich und auch die zwei programmierbaren User settings finde ich praktisch.
Sturm an der Küste bei Dyrholey, Island

Für unsere Südafrika Reise habe ich mir dann eine D7200 gekauft, auch weil dieses Gehäuse praktisch ident mit der D750 ist. Primär natürlich um die Telebrennweiten zu verlängern, was in Kombination mit dem 80-400 Zoom auch hervorragend klappt, ein 120-600 Telezoom ist eine feine Sache für die Tierfotografie.
Erst zu Hause ist mir durch die Vergleiche mit anderen Kamerasystemen bewusst geworden, das mir mein Nikon 24-120 mm f4 Zoom bei den anderen Kameramarken fehlen würde und das dieses Zoom auf der D7200 zu einem 36-180 mm f4 Zoom wird, was für viele Anwendungen sogar der noch bessere Bereich ist.
Die Erkenntnis ist eigentlich simpel, wenn man zwei Gehäuse verwendet mit verschiedener Sensorgröße, dann verdoppelt man die Nutzung jeder einzelnen Brennweite und wird dadurch flexibler. Also ein Beispiel: 20 mm f1,8 + 50 mm f1,8 + 100 mm f2,8 Makro ergibt folgende Brennweiten: 20, 30, 50, 75, 100, 150 mm. Man kann das aber auch mit Zoomobjektiven nützen, indem man z.B. auf der D750 das 16-35 f4 Zoom hat und auf der D7200 das 24-120 f4, also 16-180 mm f4 durchgehend mit zwei Objektiven!
Zwei Gehäuse auf Reisen ist eigentlich ein Muss, von wegen Backup, aber auch weil man ein Gehäuse für Zeitraffer oder extrem lange Belichtungen verwenden kann, während man mit dem anderen Gehäuse weiterarbeitet. Die lichtstarken Fixbrennweiten sind natürlich auch bei schlechten Lichtverhältnissen ein großer Vorteil, vor allem bei Innenaufnahmen. Die zwei Gehäuse, eben die D750 und die D7200 sind übrigens billiger als eine D810. Wichtig ist mir die gleiche MP Zahl. Ich würde bei einer D810 und D500 Kombination nicht mehr so frei zwischen den Gehäusen wechseln.
Wirklich interessant wird es, wenn man das Nikon 300 mm f4 PF ED Objektiv samt 1,4x Telekonverter in die Rechnung miteinbezieht. Man kann dann zusätzlich 300, 420, 450 und 630 mm realisieren. Während eine Ausrüstung die im normalen Brennweitenbereich bleibt (ungefähr von 20-150 mm effektiv) bei Fuji oder Olympus durchaus um 500-700g leichter sein kann, haben Teleobjektive bei allen Systemen ein ähnliches Gewicht. Die Ausnahme ist hier das Nikon 300 mm f4 PF, das durch die Verwendung einer Fresnellinse halb soviel wiegt wie ein klassisches 300 mm Objektiv.
Tufffelsen an der Straße zur Thakgil

Wenn ich heute neu eine Ausrüstung kaufen würde, könnte meine Wahl durchaus auf das Fuji X System fallen. Gute Objektive, ein Retro Bedienkonzept das mich „Alten Hasen“ an meine erste analoge Spiegelreflexausrüstung erinnert (Fuji AX-5) und gute Bildqualität bei hohen Iso um nur einige Pluspunkte zu nennen. Fehlen würden mir aber beim Fuji System die Tilt/Shift Objektive und Lichtstarken Telebrennweiten. Wenn ich zu Faul zum Kameraschleppen bin, dann nehme ich meine Sony Rx-100. Bei Stadtspaziergängen bin ich übrigens meist mit der D750 und dem 24-120 Objektiv unterwegs, das ist eine durchaus tragbare Kombination.
Wer also glaubt, das das Gras auf der anderen Seite grüner ist, und von Gelb (Nikon) auf Grün (Fuji) wechseln will, sollte sich das wirklich zweimal überlegen. Lieber versuchen aus der bestehenden Ausrüstung mehr herauszuholen!
Und dazu gibt es einen Tip: Üben, Üben und nocheinmal Üben! Zum Glück gibt es noch immer nicht die Wunderkamera, die alleine um 4 Uhr Morgen aufsteht und das Foto vom Sonnenaufgang macht.

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Es gibt dazu einen neuen Artikel (September 2019), weil bekanntlich das einzig fixe im Leben die Veränderung ist.